Vom Fünf‑Sterne-Flug zum Abwärtstrend: Qatar Airways bremst in Hamburg
- Sven
- Jul 26
- 3 min read
Qatar Airways hat in den letzten Jahren den deutschen Markt gezielt ausgebaut und mit Hamburg eine fünfte Destination in Deutschland eröffnet. Doch nun zeichnet sich ein Rückzug ab: Die Airline plant offenbar eine spürbare Reduktion ihres Angebots ab Hamburg, was in Norddeutschland für Unsicherheit sorgt. In diesem Artikel schauen wir genauer hin, was hinter den Plänen steckt, welche Routen betroffen sein könnten und was das für Vielflieger und Geschäftsreisende bedeutet.

Expansion und aktuelle Lage
Im Juli 2024 startete Qatar Airways ihre täglichen Nonstop-Flüge von Doha nach Hamburg, was die Nummer fünf der deutschen Ziele wurde – neben Berlin, Frankfurt, Düsseldorf und München. Diese Erweiterung erfolgte im Zuge einer europaweiten Netzwerkerweiterung und steigerte sowohl die Passagierzahlen als auch die Bedeutung Hamburgs als internationalen Flughafen.
Ende 2023 verkündete Qatar, dass die neuen Verbindungen nach Hamburg über den Sommer hinaus Bestand haben sollten und täglich angeboten würden – wechselnd je nach Wochentag zu unterschiedlichen Uhrzeiten. Der hohe Komfort bei Qatar Airways sowie Anschlüsse nach Asien, Afrika und Australien machten den Service attraktiv. Auch war von einem stark gestiegenen Auslastungsfaktor die Rede: 62 % mehr Passagiere aus Deutschland im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr
Trotzdem sinkt nun offenbar die Frequenz: Während weiterhin positive Signale aus Doha für Deutschland kommen – etwa neue Flüge nach Stuttgart oder zusätzliche Verbindungen nach Berlin – scheint Hamburg künftig weniger Priorität zu haben. Das ist überraschend angesichts des initial positiven Starts und der strategischen Position Hamburgs. Zum Winterflugplan 2025/2026 plant Qatar Airways seine wöchentlichen Verbindungen von sieben auf fünf Flüge zu reduzieren. Somit soll die Möglichkeit, mittwochs und donnerstags per Direktflug nach Doha fliegen zu können, entfallen.
Mögliche Gründe für die Reduktion
Warum dieser Kurswechsel? Ein möglicher Faktor sind strukturelle Veränderungen im Markt: Spanien, Frankreich und Großbritannien erhöhen Kapazitätssteuern für den Luftverkehr. Obwohl Qatar Airways nicht direkt betroffen ist, treffen Preissteigerungen indirekt auch Drehkreuze wie Hamburg. Airlines wie Ryanair oder easyJet haben bereits in Deutschland ihre Präsenz an regionalen Flughäfen eingeschränkt – insbesondere in Hamburg mit bis zu 60 % weniger Kapazität.
Dazu kommt ein strategischer Wandel trotz allgemeiner Ausweitung: Qatar reduziert in anderen europäischen Regionen ebenfalls Frequenzen – etwa Zagreb, Belgrad, Sarajevo sowie Amsterdam, Paris oder Düsseldorf. Diese Maßnahmen wirken wie ein übergeordnetes Netzwerk-Management, bei dem Hamburg offenbar weniger Gewicht hat.

Zudem könnten die sich ständig verzögernden Lieferungen von Schmalrumpf-Flugzeugen mit Langstreckenreichweite (z. B. A321neo/ A321LR) Qatar an der Kapazitätsausweitung hindern. Ohne genügend Langstreckenflugzeuge bleiben flexible Kapazitätsmodelle eingeschränkt. Vielleicht ist Hamburg einfach nicht mehr im Fokus, solange andere Ziele höhere Profitabilität versprechen.
Konsequenzen für Reisende und Kritikpunkte
Die mögliche Angebotsreduzierung trifft insbesondere Geschäftsreisende und Vielflieger in Norddeutschland. Hamburg war für viele der bequemste Zugang zum Qatar–Hub in Doha. Mit eingeschränkten Flugverbindungen steigt die Abhängigkeit von Umstiegen via Frankfurt oder München – was zusätzlichen Zeitaufwand und Reisekomplexität bedeutet. Außerdem wird der Zugang zu Anschlussflügen in Richtung Fernreiseziele weniger flexibel. Der ursprüngliche Vorteil – tägliche Direktverbindung, verlässlicher Zeitplan – könnte verloren gehen und damit die Attraktivität des Premiumsegments sinken.
Auch die lokale Wirtschaft und Messe‐, Kongressbranche in Hamburg war auf die direkte Verbindung angewiesen, um internationale Gäste besser einladen zu können. Ein kleiner aber relevanter Punkt: Die Wirkung der Verbindung auf Tourismus- und Handelskooperationen zwischen Deutschland und dem Nahen Osten könnte sich verringern.

Fazit
Qatar Airways begann ihren Hamburg-Dienst mit großen Ambitionen – tägliche Direktflüge, Anschlüsse in die Welt, strategisches Wachstum. Doch nun deutet vieles auf eine strategische Rückbesinnung und Kapazitätsreduktion ab. Die genauen Pläne sind noch nicht transparent, aber die Tendenz ist klar erkennbar – ähnlich wie bei anderen europäischen Linien, bei denen bereits Frequenzen gestutzt wurden.
Für Reisende aus dem Norden bedeutet das eine Verschlechterung: weniger Direktverbindungen, mehr Umstiege, Unklarheit bei Terminkoordination. Auch für Wirtschaft und Logistik in Hamburg wäre das ein Rückschlag – angefangen beim Frachtaufkommen bis hin zur internationalen Erreichbarkeit.
Ob Qatar künftig auf eine temporäre Phase oder dauerhafte Verkleinerung setzt, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch: Die Reduktion der Verbindungen birgt Nachteile für viele Nutzergruppen und wirft Fragen zur strategischen Netzplanung der Airline auf. Für den Kunden kommt es jetzt darauf an, Reisepläne genauer zu prüfen und gegebenenfalls frühzeitig Alternativen – etwa via Frankfurt oder weiter entfernte Airports – zu berücksichtigen.












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